[GCI-ICG] Invarianz des Standpunktes der Revolutionären dem Krieg gegenüber – Die Bedeutung des revolutionären Defätismus

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Internationalistische Kommunistische Gruppe (IKG)

Der Standpunkt der Revolutionären dem Krieg gegenüber ist immer derselbe: dem Krieg die soziale Revolution gegenüberzustellen, gegen „seine eigene“ Bourgeoisie und „seinen eigenen“ Nationalstaat zu kämpfen. Historisch heißt dieser Standpunkt den revolutionären Defätismus, weil er geradeheraus erklärt, dass das Proletariat gegen den Feind in seinem eigenen Land kämpfen muss, dass es handeln muss, um seine Niederlage zu provozieren. Nur so nimmt es an der revolutionären Einigung des weltweiten Proletariats teil. Nur so kann sich die proletarische Revolution auf die Welt entwickeln.

Seit dem Anfang der Arbeiterbewegung ist die Frage des Kriegs und der Revolution, die Frage des Gegensatzes zwischen dem Krieg und der Revolution eine Zentralfrage. In Krieg-und Revolutionzeiten sieht man am deutlichsten, wer sich auf einer oder anderer Seite der Barrikade steht, und die Geschichte zeigt uns die Interaktion zwischen beiden Polen. Der Standpunkt gegenüber dem Krieg und der Revolution war die ganze Geschichte hindurch der entscheidende Punkt, worauf ein Komplex von Kräften und Parteien, die sich revolutionär (oder sozialistisch oder anarchistisch oder kommunistisch) sagen, demaskiert wurden. Sie haben schließlich ihre konterrevolutionäre Natur enthüllt. (1) Sie behaupteten, dass dieser Krieg richtig war, dass jenes Land angegriffen wurde, dass sie gegen den Krieg waren, aber nur in bestimmten Umständen, dass sie die Befreiung dieser Nation…gegen jene andere…

Vom revolutionären Standpunkt aus, ist im Gegenteil kein Zweifel erlaubt, ist es unnötig auf zu warten, dass der Krieg beginnt, um seine Natur zu kennen, ist es unnötig, sich auf die geopolitischen Spekulationen bei der bürgerlichen Modeintellektuellen oder in den konformistischen Zeitungen, sind nicht so wichtig die Erklärungen beider Wettbewerber im Namen des Friedens, um festzulegen, wer der „Angreifer“ ist und wer „angegriffen“ wird. Wie all die programmatischen Stellungnahmen des Kommunismus ist diese der Revolutionären gegenüber dem Krieg zwischen bürgerlichen Staaten (oder nationalistischen Fraktionen, die selbständig und unabhängig zu sein behaupten) sehr einfach und entscheidend:

  • keinen richtigen Krieg zu unterstützen
  • keinendefensivenKriegzustützen
  • alle Nationalbefreiungskriege sind interimperialistisch (und also imperialistisch)
  • es gibt kein Lager, das für den Frieden sein würde und ein anderes für den Krieg
  • es gibt kein Lager, das die Barbarei darstellen würde und ein anderes die Zivilisation
  • kein Lager, das aggressiver sein würde als ein anderes
  • kein demokratisches Lager gegen ein diktatorisches, faschistisches,… LageroderdasGegenteil

Gegensätzlich sind all diese Formulierungen von beiden gegenüberstehenden kapitalistischen Lagern unterschiedslos gebraucht, um für ihren Krieg zu rekrutieren. (2)

Der klassische Standpunkt der Revolutionären ist sich jedem Krieg zwischen Nationalstaaten mit aller Kraft zu widersetzen. Dieser Standpunkt untersteht nicht einem Gedanke, den wir so hätten und über welchen wir möchten, dass die Welt ihm ähnlich sein würde. Dieser „Gedanke“ ist vielmehr ein gemeinsamer Nenner der Pazifisten, die im Namen des ewigen Friedens zu einem oder anderem Lager des kapitalistischen Kriegs stets gelangen. So bestätigen sie tatsächlich ihre Berufung als Verteidiger der „Ruhe nach dem Tode“. Nein, im Gegenteil entspringt der revolutionäre Standpunkt gegen den Krieg den materiellen Interessen des Proletariats, der Tatsache, dass sein allgemeiner Antagonismus dem Kapital gegenüber keine Opposition zu dieser oder jener bürgerlichen Fraktion der Augenblicksregierungspolitik ist, sondern eine Opposition zu der ganzen Bourgeoisie, was auch ihre geführte Politik sein mag. Unser praktischer Antagonismus gegen jeden Krieg zwischen Staaten ist die unvermeidliche Folge der Tatsache, dass unsere Interessen nicht gegen die Bourgeois sind, weil sie „Faschisten“ oder „Demokraten“, von der Linke oder der Rechte, Nationalisten oder Imperialisten sind, sondern nur weil sie Bourgeois sind. Unsere Opposition ist die Folge einer unumgänglichen Wahrheit: zwischen Ausbeuter und Ausgebeutetem gibt es keine Einheit, die dem Ersten nicht zugute kommen kann. Jede Front oder kritische Unterstützung einem Lager gegen ein anderes kommt der Bourgeoisie gegen das Proletariat zugute.

Jede Klasse handelt in ihrem eigenen Interesse und nach ihrem Grundprogramm. Das Kapital ist nichts anderes als ein Ganzes von miteinander rivalisierenden Kapitalien. Im Kapital selbst steht der Krieg zwischen Kapitalien, weshalb nehmen all die bürgerlichen Fraktionen, was auch ihre Reden sein mögen, an den Handels- und Militärkriegen irgendwie an. Letzteren kommen aus der Natur selbst des Werts, der gegen die anderen Werte kämpft, um sich aufzuwerten.

Auf dieselbe Weise kann das Proletariat allein als Klasse handeln und sich verweigern, als Kanonenfutter in den Nationalkriegen zu dienen. Es handelt sich nicht um eine Wahl unter anderen, sondern um seine Existenz als Klasse: es hat kein besonderes oder regionales Interesse gegen andere Proletarier zu verteidigen. Im Gegenteil enthält jede Fraktion des Proletariats, was auch seine Aktion gegen das Kapital eingeengt sein mag, das Ganze, drückt die Interessen der Menschheit aus, indem es sich gegen den Krieg widersetzt.

Man wird uns erwidern, dass die Proletarier an zahlreichen Nationalkriegen teilgenommen haben und den einen oder anderen Lager unterstützt haben. Das ist wahr, aber sie machen das nicht in Übereinstimmung mit ihren eigenen Interessen, sie machen das genau auf der Grundlage von der ideologischen Herrschaft der herrschenden Klasse. Sie machen das nicht als weltweite Klasse, sondern als Kanonenfutter der Bourgeois. Sie machen das nicht als revolutionäre Klasse, sondern, weil sie sich als Klasse bestreit und einem Volk, einer Nation beitritt, was genau die Negation des Proletariats ist, da dieses „kein Vaterland“ hat. Der bürgerliche Krieg, mit massiver Volksteilnahme (z. B. der so genannte Zweite Weltkrieg), ist die direkte Liquidierung des Proletariats, des Subjekts selbst der Revolution zugunsten des Kapitals. Also über die subjektiven Interessen hinaus, die jeden Kapitalist, jede bürgerliche Fraktion in den Handelskrieg, danach in den Militärkrieg anlocken, hat das Kapital als ein Ganzes ein objektives Interesse im Krieg: die Zerstörung des Subjekts selbst der Revolution, das Verschwinden des Kommunismus als Macht manchmal für eine lange historische Periode.

Demgegenüber geht die Entwicklung des Proletariats als Klasse vom Leben selbst aus. In der Tat beginnt unser Kampf mit unserer Existenz selbst als Klasse, von unserer Geburt ab, durch unsere Konfrontation mit dem Privateigentum, dem Kapital, dem Staat. Weshalb gehen unsere Stellungnahmen als organisierte revolutionäre Proletarier nicht von Betrachtungen aus, über was die sich gegenüberstehenden Lager sagen, sondern von unserer ständigen Konfrontation mit der Ausbeutung, von den durch dieses System vorgeschriebenen unmenschlichen Lebensbedingungen, die ihren höchsten Unmenschlichkeitsgrad in den Kriegen erreichen.

Aber, wie der Krieg das Wesen selbst dieser Gesellschaft ist, wie der Kapitalismus ohne periodische Kriege nicht leben kann und sein Lebenszyklus sich auf die aufeinander folgenden Zerstörungen der Produktivkräften stützt, ist die revolutionäre Opposition die einzige gewaltige, radikale wirkliche Opposition gegen den Krieg. Nur die soziale Revolution wird mit den Kriegen endgültig und für immer fertig werden.

Darum ist der Aufruf der Revolutionären dem Krieg gegenüber immer dieser gewesen: lassen wir den imperialistischen Krieg zum sozialen Krieg für die Weltrevolution werden.

Isoliert hat sich doch dieser Aufruf historisch unzureichend erwiesen, denn die wirkliche Opposition gegen den Krieg und Weltkapital bedeutet praktisch eine offene Opposition gegen die Bourgeoisie und den Staat, der in jedem Lager für den Krieg rekrutiert. Und diese Opposition drückt sich sehr praktisch aus, weil die Bourgeoisie die ganze terroristische Ausrüstung ihres Staats gebrauchen kann, um die Rekrutierung und die Zustimmung zu dem Krieg aufzuzwingen: „Kriegszustand“, allgemeine Zensur, Generalmobilmachung, nationalistischer Fanatismus (Rassismus, Xenophobie, religiöses Sektierertum), Unterdrückung der Revolutionären, die beschuldigt werden, das gegenüberstehende Lager zu begünstigen (Spionagebeschuldigungen), das „Vaterland zu verraten“, usw. (3)

In solchen Umständen, sich gegen den Krieg und die Bourgeoisie im Allgemeinen erklären, ohne eine konkrete Aktion gegen die Steigerung der durch den Krieg verursachten Ausbeutung zu führen, ist aber nur eine Propagandaformel und sicher keine revolutionäre Führung für die Aktion. Tatsächlich konkretisiert sich der bürgerliche Krieg vor allem durch den Krieg eines Staats gegen „seines“ Proletariat, das heißt gegen das Proletariat dieses Lands, um es zu vernichten, um die revolutionären Minderheiten zu liquidieren und um es in den bürgerlichen Krieg allmählich hineinzuziehen. Das besagt, dass es unentbehrlich, unvermeidlich, unumgänglich wird, die Tatsache zu übernehmen, dass „der Feind sich in unserem eigenen Land befindet“, dass er „unserer eigener Bourgeoisie“, „unserer eigene Staat“ ist. Im Kampf für die Niederlage „seiner eigenen Bourgeoisie“, „seines eigenen Staat“ übernimmt das Proletariat wirklich die internationale Solidarität mit der Weltrevolution. Oder, um es global zu sagen, ist die Weltrevolution genau die Verbreitung von dem revolutionären Defätismus des Weltproletariats.

Ja noch mehr, ohne ein Hochverratsdelikt zu begehen, ohne der Niederlage „seiner“ eigenen Armee beizutragen, ohne für den Verfall der Armee „seines eigenen Lands“ offen zu handeln, kann das Proletariat „dieses“ oder „dieses“ Lands (4) „seiner“ Bourgeoisie und „seinem“ Staat keinen kräftigen Schlag versetzen, noch seinem Klassenbruder helfen, der „in dem anderen Lager“ auch gegen „seine“ Bourgeoisie und „seinen“ Staat im Krieg steht. Übrigens konkretisiert sich der revolutionäre Defätismus nicht nur durch die Brüderlichkeit zwischen den Fronten mit den Soldaten (Proletariern in Uniform) von dem „anderen Lager“ (einziger Aspekt durch den Zentrismus anerkannt), aber auch durch die konkrete Aktion für die Zerstörung „seiner eigenen“ Armee.

Historisch unterscheiden sich auch die Revolutionären von den Zentristen dadurch, dass sie die Soldaten auffordern, sich gegen die Offizieren unabhängig zu organisieren, die Armee zu sabotieren, die Waffen nicht auf den „Feind von außen“, sondern auf die „Offizieren“ des Vaterlands zu richten und wirklich auf sie zu schießen.

Tatsächlich erlaubte die Erfahrung von Krieg und Revolution und besonders die konkrete Erfahrung des so genannten „Ersten“ Weltkrieg zu klären, dass der revolutionäre Kampfaufruf gegen den bürgerlichen Krieg total unzureichend und praktisch zentrisch ist, wenn er sich nicht in der Praxis konkretisieren kann, das heißt der offene Kampf gegen „seine eigene“ Bourgeoisie für die Niederlage „seines eigenen“ Staats. Jedenfalls also bedeutet „der Krieg gegen das Ausland“ vor allem „einen Krieg gegen das Proletariat“ dieses Lands. In der Tat, wenn man mit einer durch die Bourgeoisie oder einen konkreten Staat geführten Generalmobilmachung konfrontiert wird, sagen, man kämpfe „gegen jede Bourgeoisie, was auch diese sein mag“, oder an „den revolutionären Kampf gegen den Krieg“ zu appellieren, ohne für die Niederlage „seines eigenen“ Lands konkret zu handeln, das bedeutet, in den Propagandismus (5) zu geraten und dem Chauvinismus in die Hände zu arbeiten.

Während des so genannten Ersten Weltkriegs behauptet das Zentrum der Zweiten Internationale (im Gegensatz zu ihrer Rechte, die sich für „die Verteidigung des Vaterlands“ erklärt) die Revolution dem Krieg entgegenzustellen, und rief die radikale Losung „Krieg gegen Krieg“ auf. Aber gleichzeitig war es gegen die revolutionären defätistischen Losungen, weil das dem nationalen Feind zugute kam, so sagte es (wie die Generäle der Armee), und stellte schließlich solche Losungen wie „weder Sieg noch Niederlage“ vor.

Man muss nicht vergessen, dass keine Fraktion der Bourgeoisie sich nie für den Krieg erklärt, alle behaupten für den Frieden zu kämpfen, und die Generäle selbst wissen, dass der Frieden nichts anders ist, als eine Grundwaffe des Kriegs. Wenn die Sozial-Demokraten, wie E. David, die Kriegskredite bewilligen (6), das ist nicht im Namen des Kriegs, sondern im Namen des Friedens, um die „Niederlage zu verhindern“. So rechtfertigt E. David seine Wahl: „Der Sinn unserer Wahl vom 4. August ist der folgende: nicht für den Krieg, sondern gegen die Niederlage“. Zum Krieg hin, konkret gesagt: Krieg zwischen dem Proletariat und „seinem eigenen Staat“, ist es klar, dass sowohl dieser klassische Standpunkt der bürgerlichen Sozialismus als jener, der „weder Sieg noch Niederlage“ predigt, das Proletariat zu desorganisieren und trägt dabei zu, es in ein Blutbad zu schicken.

[…]

Es muss festgestellt werden, dass der revolutionäre Defätismus (dem Krieg die Revolution entgegenstellen), diese Konkretisierung des von jeher revolutionären Standpunkts, keineswegs aus einer ideologischen Spekulation über die Politik dieser oder jener bürgerlichen Fraktion auftaucht, sondern aus dem Wesen selbst des Proletariats, aus seinen Lebensnotwendigkeiten. In der Tat taucht der Kampf des Proletariats, das ganze Programm der kommunistischen Revolution aus dem Kampf gegen die Ausbeutung auf. Selbstverständlich, wenn das Proletariat mit dem Krieg konfrontiert ist, gibt es den bleibenden Kampf gegen die Ausbeutung (Kampf gegen „seine eigenen Arbeitgeber, seine eigenen Bourgeois, seine eigenen Gewerkschaften, seine eigene Regierung) nicht nur auf, aber es verstärkt ihn, weil der Krieg immer bedeutet, dass die Ausbeutungsbedingungen und im Allgemeinen das Ganze der Lebens- und Kampfbedingungen gewalttätig schlimmer werden. Dieselben Bourgeois, dieselben Gewerkschaftler, dieselben Politiker und Regierenden werden ausnahmslos veranlassen, dass das Proletariat seine Lebensbedingungen beiseite lässt, und werden mehr Opfer, mehr Arbeit für weniger Geld fragen und viel noch andere Dingen, die den Länder oder Umständen nach von einander abweichen werden: entweder Geld für die Front freiwillig sammeln, oder Tage von Zwangsarbeit verordnen, um den Krieg zu unterstützen, oder einen prozentualen Anteil vom lohn abziehen, um zu dem „Vaterlandskrieg“ beizutragen […]. In diesen Umständen, indem der Nationalismus das Proletariat angreift und Sektoren der Bourgeoisie die Opfer für den Krieg aufzwingen, probiert der Zentrismus den direkten revolutionären Kampf gegen diese Sektoren zu schwächen (8). Dafür zögert er nicht, um unklare Losungen über die Opposition der Revolution gegen den Krieg im Allgemeinen auszurufen, und beruft sich darauf, dass man dem „Land des Feinds“ nicht in die Hände arbeiten muss, dass der Kampf gegen den Kapitalismus im Allgemeinen den revolutionären Defätismus rein theoretisch nicht auffordert, weil alle Fraktionen des Kapitals gleich sind (9). Genau wenn jeder direkte Kampf gegen die Ausbeutung das Kennzeichen der Sabotage der Opfer für die Nation annimmt, und wenn der revolutionäre Kampf unentbehrlich wird, um das tägliche Brot zu bekommen, dann können eigene Standpunkte dem Zentrismus (wie jene der bürgerlichen Neutralität aber mit geräuschvollen Erklärungen gegen den Krieg und für die Revolution) zum allerletzten konterrevolutionären Stauwehr dienen.

In jedem Krieg steigt die Ausbeutungsquote des Proletariats direkterweise und verschlechtern sich seine Lebensbedingungen, wegen der Zerstörungen, des Versorgungsmangels, und weil jeder Krieg den Ausbruch des Staatsterrorismus überdies bedeutet, um die Proletarier zu überzeugen, an der Front zu töten und sterben.

Deshalb gegen „seine eigene“ Bourgeoisie, für die Niederlage „seines eigenen“ nationalen (imperialistischen) Lagers zu kämpfen, sind keine durch die Revolutionären in die Bewegung erfundenen oder hineingeführten Standpunkte. Es ist das Ergebnis der Entwicklung selbst des Kampfs gegen die Ausbeutung, welcher mit dem Krieg qualitativer wird. Die Trennung zwischen Wirtschaft und Politik, womit man die Proletarier beschwatzen möchte, und die eine gewisse Realität während des Friedens scheint zu haben, ist während des Kriegs praktisch erledigt: die Täuschung, die wirtschaftlichen Bedingungen des Proletariats zu unterstützen, ohne Politik zu machen, wird zunichte. Jede Aktion des Proletariats, um seine Lebensinteressen zu verteidigen, stellt sich gegen die Politik „seines eigenen Staats“ entgegen: während des Kriegs ist der „wirtschaftliche“ Kampf des Proletariats direkt defätistisch und revolutionär. Der revolutionäre Defätismus ist eine Frage von Leben oder Tod für das Proletariat. Jede auf die proletarischen Interessen gestützte Aktion führt zu der Niederlage „seines eigenen“ Staats und […] jede wirklich revolutionäre Agitation trägt zu der Niederlage „seines eigenen“ Lagers bei.

Deshalb, wenn es uns gesagt wird, dass man den Kampf gegen die Ausbeutung aufgeben muss, oder dass der passende Moment nicht ist, oder dass der Hauptfeind anderswo ist (die „Diktatur“ oder der „Faschismus“) (10), handelt es sich jedes Mal tatsächlich, um den Kampf des Proletariats ganz einfach zu erledigen. Noch schlimmer, da das Proletariat im Kriegszustand seine einfachsten Lebensbedingungen nicht verteidigen kann, ohne gegen „seine eigenen“ Bourgeois zu kämpfen, ohne für die Niederlage „seiner eigenen“ Regierung offen mitzuwirken, verzicht es, wenn es das nicht tut, nicht nur auf seine einfachsten materiellen Interessen, aber auch auf seine Existenz als Klasse.

Das besagt, dass der Standpunkt der Revolutionären dem Krieg gegenüber mit diesen allgemeinen Stellungnahmen in völligem Einklang steht, da diese aus den Interessen selbst des Proletariats, aus seinen unmittelbaren und historischen untrennbaren Interessen auftauchen. Keineswegs liegt es in seinem Interesse, irgendwas im Namen des Kriegs gegen den Feind von außen zu opfern, niemals liegt es in seinem Interesse unter dem trügerischen Vorwand, alle Feinde gleich seien, die Losung „weder Sieg noch Niederlage“ anzunehmen. Jedes Mal man ihm darüber spricht, seine Lebensbedingungen beiseite zu lassen, oder sich im Namen des Kampfs gegen den Faschismus, den Imperialismus, den Feind von außen,… zu opfern, wird es gegen seine Interessen gehandelt.

Zum Schluss müssen wir einen Einwand beantworten, die sich seit immer gegen den defätistischen Standpunkt der Revolutionären entgegenstellt. Selbstverständlich wird die Konterrevolution die nationale Niederlage mit dem Sieg des feindlichen Lagers gleichsetzen. Übrigens ist es genau auf der Grundlage von diesem Argument, dass die Zentristen Losungen wie „weder Sieg noch Niederlage“ verbreiteten. Aber selbstverständlich findet diese Stellungnahme nur im Rahmen der Nation statt und gar nicht in diesem der Klasse. Es handelt sich also um eine Auffassung, die im Krieg die nationalen Siege oder Niederlagen versteht und nicht die revolutionäre Beseitigung der Armee, den proletarischen Aufstand usw. Selbst wenn diese Stellungnahme sich damit brüstet, dass sie links oder extrem links eingestellt ist, doch bleibt sie das militärische und imperialistische Argument schlechthin, das Argument der Generäle, die den Krieg führen. Für diese ist es klar, dass das revolutionäre Proletariat ein „Vaterlandsverräter“ ist, dass es „den Feind der Nation begünstigt“. Die Realität ist aber, dass je mehr die Niederlage der nationalen Armee schneller wird, umso mehr treten Aufruhre und aufständische Bewegungen in der Armee ein, dass je mehr die Fraternisierung sich an der Front verbreitet, desto mehr wird die feindliche nationale Armee auch schwächer. In diesen Umständen bestätigt die Geschichte, dass die Offizieren „unseren eigenen“ Armee sich dann mit jenen des gegenüberliegenden Lagers darauf verstehen, gegen die proletarische Bewegung zu kämpfen. Diese Verständigungen zwischen feindlichen Offizieren sind ganz üblich, da die aufständische Verwesung des Staats den streng nationalen Rahmen immer übersteigt, denn, wenn das Proletariat wirklich „seine eigene“ Bourgeoisie, „seine eigene“ Armee, „seinen eigenen“ Staat gerade kämpft, er kämpft die ganze Bourgeoisie, all die bürgerlichen Armeen, den ganzen Weltstaat, in kurzen das Weltkapital in seinem Ganzen. Diesem allgemeinen Defätismusprozess gegenüber sehen wir die ganze kapitalistische Geschichte hindurch, dass die Weltbourgeoisie sucht sich zu einigen, Verständigungen in beiden Lager gegen die Fahnenflucht zu bekommen, die aufständischen Bollwerke zusammen anzugreifen. Dann tritt die Konfrontation Klasse gegen Klasse unvermeidlich in den Vordergrund.

Um auf unser voriges Argument zurückzukommen ist der revolutionäre Defätismus die beste Weise, um den imperialistischen Krieg in einen revolutionären Zivilkrieg, den Krieg zwischen Nationen oder Fraktionen des Kapitals in eine soziale Revolution umzuwandeln.

Übrigens, je mehr die Niederlage und die Desorganisation „unseres eigenen“ Staats sich stärken, desto weniger ist dieser fähig, die revolutionäre Aktion zu unterdrücken, und desto mehr ist es leicht, die durch das Proletariat in dem anderen Lager entwickelte revolutionäre Aktion mitzuteilen und zentralisieren. Der Kampf gegen „seine eigene“ Bourgeoisie und „seinen eigenen“ Staat erreicht so ein oberstes Niveau, wenn die Unruhe und die direkte Aktion an beiden Seiten der Front die Desorganisation und die revolutionäre Niederlage aller Armeen mit sich bringen. Diesen Armeen gegenüber wird also die revolutionäre Aktion des Proletariats kräftiger.

Es ist klar, dass der revolutionäre Defätismus oft viel stärker in einem Lager ist als in dem anderen. Im Allgemeinen ergibt das sich daraus, dass die militärpolitische Schwächung der Armee wichtiger in einem Lager ist als in dem anderen, und/oder aus der revolutionären Aktion selbst, aus der Organisation der Soldaten, aus dem entschlosseneren Charakter von Sektoren der Avantgarde des Proletariats. Vom Standpunkt der Bourgeoisie aus, wird das alles gebraucht, um zu behaupten, dass man so das gegnerische nationale Lager begünstigt. Aber die Kraft des revolutionären Defätismus in einem Lager erlaubt den revolutionären Defätismus in dem feindlichen Lager zu entwickeln und entschlossenerweise zu verstärken. Die Mechanismen, die Erfolge in „unserem“ Lager gegeben haben, werden dort auch in die Praxis umgesetzt. So wird die koordinierte Aktion mit den Internationalisten des anderen Lagers eine vielmehr wirkungsvollere defätistische Propaganda erlauben, so werden die Aufforderungen zu Desertion „in dem anderen Lager“ vielmehr Kraft haben und werden von den Soldaten selbst besser verstanden werden.

Man muss ja nicht vergessen, dass die Umwandlung des imperialistischen Kriegs in einen revolutionären sozialen Krieg möglich ist, dank der Ausweitung des revolutionären Defätismus, welcher seinerseits Unruhe und direkte Aktion in allen Lagern erfordert. So werden die Sektoren der Avantgarde des Proletariats die Aktion über die durch die internationale Bourgeoisie erzwungene Front koordinieren können. Genau in dem Lager, wo der revolutionäre Defätismus der stärkste ist, wird die Minderheitsavantgarde am meisten geeignet sein, um den revolutionären Defätismus in dem „feindlichen Lager“ zu entwickeln. Demnach dort, wo der revolutionäre Defätismus der schwächste ist, wo die Unterdrückung herrscht, wird die wichtigste internationalistische Unterstützung von den Kameraden des anderen Lagers kommen, insofern, als es ihnen gelingen wird, die revolutionäre Niederlage aufzuzwingen. Wie man schon gesagt hat, wird die wertvolle Hilfe von den Kameraden des anderen Lagers aus der revolutionären Niederlage „ihrer“ Armee kommen, und in dem Maße, wie diese letzte sich verwesen wird, werden diese Kameraden zu Fraternisierung an der Front, zu Desertion, zu Organisation des Kampfs für die Ausweitung des Defätismus in allen bürgerlichen Armeen besser auffordern können.

Der revolutionäre Defätismus ist wesentlich allgemein und nie national. Obwohl er sich in den verschiedenen Ländern oder bürgerlichen Lagern anders konkretisiert, zielt er unvermeidlich darauf ab, sich zu den anderen Lagern auszuweiten. Diese historische Bestimmung wird von der Avantgarde des Proletariats übernommen und geführt, die seine defätistischen Anstrengungen (Propaganda, Sabotage, Aktionen…) genau in dem Lager zu konzentrieren versucht, wo der Defätismus zu schwach ist, um dem Proletariat jenes Lagers zu zeigen, dass man mit dem revolutionären Defätismus nichts zu verlieren hat, sondern eine Welt zu gewinnen.

In allen großen revolutionären Erfahrungen hat man ein unvermeidliches Phänomen für die Ausweitung des revolutionären Defätismus feststellen können (11). Im Gegenteil zu den defensiven, neutralistischen Argumenten der Zentristen, ist ein Land, wo der revolutionäre Defätismus sich aufdrängt, gefährlicher für die Bourgeoisie des anderen Lagers, die den interbürgerlichen Krieg weiter führen möchte. Von der Pariser Kommune bis zu der proletarischen Revolution in Russland 1917 kann man feststellen, dass „die feindliche nationale Armee“ vor der aufständischen Bewegung des Proletariats lahm legt, und mit einer wichtigen Fraternisierungstendenz und Truppenbewegungen gegen „ihre eigenen“ Bourgeoisie konfrontiert ist. Wenn die deutsche Bourgeoisie 1918/19 beschließt, diese Tatsache zu verschmähen und den imperialistischen Krieg gegen das aufständische Russland weiter zu führen, bemerkt sie schnell, dass der revolutionäre Defätismus in Deutschland dank der „Ansteckung“ und der revolutionären defätistischen Aktion der Kommunisten von beiden Lagern eine unvermutete Kraft entwickelt. Mit dem Erfolg, dass der proletarische Aufstand sich auch in Deutschland ausbreitet. Danach erklären die alten Alliierten von Russland dem revolutionären Russland auch den Krieg unter dem Vorwand, dass es „die früheren militärischen und diplomatischen Abkommen nicht eingehalten hat“, und etwa zehn Armeen versuchen dann, die aufständische Bewegung in Russland zu erledigen. Aber hier auch weitet sich der revolutionäre Defätismus zu allen Armeen aus, und die Arbeiter- und Soldatenorganisation gleichwie die Fraternisierung, die Erschießung von Offizieren, die Besetzung von Schiffen durch die Matrosen in Aufruhr und von Kasernen durch die Truppe weiten sich sowohl in die französischen Streitkräfte aus als auch in die belgischen, englischen… Der revolutionäre Defätismus ist allgemein in allen Ländern, die an dem Krieg teilgenommen haben, nach dem Beispiel der proletarischen weltweiten Aufstandswelle 1919. Die klarsten Bourgeois verstehen dann, dass es nicht möglich ist, einen Aufstand und den revolutionären Defätismus zu bekämpfen, wenn sie mehr Soldaten und mehr Armeen entsenden, weil diese sich dem aufständischen Proletariat gegenüber immer schneller und gewaltiger verwest. Winston Churchill wird diese Wahrheit ausdrücken, wenn er sagen wird, einen Aufstand mit einer Armee versuchen zu unterdrücken sei wie ein Hochwasser mit einem Besen zu stoppen.

Der revolutionäre Defätismus ist keine Lands- oder Nationssache, sondern eine allgemeine Opposition des Proletariats gegen das Kapital. Bis jetzt haben wir über „unsere eigene“ Bourgeoisie, „unseren eigenen“ Staat ohne weitere Erklärung gesprochen. Aber wie unsere Leser es wohl wissen, hat unsere Gruppe niemals von Anfang an aufgehört zu behaupten, dass der Staat weltweit ist, dass das Kapital weltweit ist. Vom revolutionären defätistischen Standpunkt aus, wenn man gegen „seine eigene“ Bourgeoisie oder „seinen eigenen“ Staat handelt, hat das nichts mit der Nationalität der Bourgeois oder der gegen uns gerichteten Regierung zu tun, wie unsere Feinde es zu glauben versuchen, indem sie den invarianten Inhalt unserer Stellungnahmen entstellen. Wir werden niemals genug wiederholen, dass das Proletariat gegen alle Bourgeois, gegen alle Regierungen kämpfen muss. Es handelt sich ja um den Kampf gegen die direkten Bosse und die direkten repressiven Organe, aber als Teil des proletarischen Weltkampfs gegen die Weltbourgeoisie. Der Kampf des Proletariats kann sich auf keiner Mittelstellung verlassen. Genau deshalb ist der Kampf gegen das Kapital immer ein Kampf gegen die direkte Ausbeutung und die staatliche Unterdrückung. Der Kampf gegen die direkte Unterdrückung und Ausbeutung greift die Grundlagen selbst der weltweiten Akkumulation des Kapitals und des Weltstaats an. Anders gesagt: das zentrale Kennzeichen des proletarischen Kampfs ist seine direkte zentralisierte Aktion gegen das Kapital. Damit (im Gegenteil zu dem Kampf des Kapitals) und selbst wenn dieser Kampf nur in einem einzigen Viertel, in einem einzigen Industriebezirk, in einer einzigen Stadt stattfindet, ist sie total und vertritt die allgemeinen organischen Interessen des Proletariats als Gesamtheit, unabhängig von der Bewusstheit der Protagonisten.

Für die Bourgeoisie und das Proletariat sind die Hauptbestimmungen des Kampfs genau gegensätzlich. Selbst wenn er behauptet, eine allgemeine Gültigkeit zu haben, hat der Kampf einer bürgerlichen Fraktion (12) immer ein egoistisches und besonderes Interesse, weil jede Aufwertungsbewegung andere Aufwertungsprozesse mit notgedrungen gegensätzlichen Interessen bekämpft. Deshalb ist der durch eine bürgerliche Fraktion verteidigte Einheitsbegriff grundlegend eine demokratische Einheit, ein unbeständiges Bündnis, das sich aus der Einigung von gegensätzlichen Interessen ergibt und unaufhörlich rissig wird. Welches auch die bürgerlichen Einigungsebenen sein mögen, handelt es sich immer um über einen vorläufigen Bund gegen andere rivalisierenden Fraktionen. Dagegen behauptet das Proletariat, selbst wenn es für einen besonderen Aspekt kämpft, sein organisches Wesen als Totalität dem Kapital in seiner Gesamtheit gegenüber.

Deshalb, wenn wir „unseren eigenen“ Staat, „unsere eigene“ Bourgeoisie sagen, verstehen wir nicht die Bourgeoise und den Staat dieser Nation (13), sondern nur die Bourgeoisie, die uns direkt ausbeutet, diejenigen, die uns täglich unterdrücken, die Pfaffen und/oder die Gewerkschaften, den wir täglich trotzen müssen und die versuchen, uns in das Blutbad eines Kriegs zu führen, kurz der Tentakel des Weltstaats, der uns umschließt und den wir durchschneiden müssen, um das allgemeine Kraftverhältnis dem internationalen kapitalistischen Monster gegenüber zu verbessern.

Wenn, in einem bestimmten Augenblick, um die Ordnung des Kapitals wieder herzustellen, die Bosse, denen wir täglich trotzen, durch Anderen ersetzt werden oder wenn die nationale Regierung um eine Unterstützung von außen bittet, um uns zu unterdrücken, wird der revolutionäre Defätismus gegen die neuen Bosse und direkten repressiven Mächte unabhängig von ihrer Nationalität Anwendung finden, ebenso wie, und für dieselben Gründe, die alten Bosse und die alte Regierung bekämpft wurden. Diese Stellungnahme ist wesentlich im Rahmen der bürgerlichen und imperialistischen Polemik über die nationale Befreiung. Tatsächlich hat man zu wiederholten Malen versucht, den Kampf gegen die lokalen Bourgeois nach dem Kampf gegen die imperialistischen (14) Bourgeois abzulenken und den Kampf zwischen nationalen Fraktionen gegen den Klassenkampf aufzuzwingen. Der komplizierteste Zustand taucht auf, wenn die lokale Bourgeoisie, die „seinem eigenen“ Proletariat ganz nicht mehr Herr wird und anderen bürgerlichen Sektoren mit „anti-imperialistischen Reden trotzen muss, um eine Unterstützung bittet von der „imperialistischen Fraktion, um das aufständische Proletariat zu unterdrücken, oder wenn die so genannte „anti-imperialistische bürgerliche Fraktion sich Anderen militärisch aufdrängt. In solchen Fällen versucht man, das Proletariat zwischen zwei imperialistischen Kräften einzuklemmen und seinen sozialen Kampf in einen imperialistischen Krieg umzuwandeln. Aber selbst in diesem Umstand gibt es kein neues Phänomen. Es handelt sich um einen klassischen imperialistischen Krieg gegen das Proletariat aber mit nationalen Fahnen wie in jedem imperialistischen Krieg (15). Klar ist, dass der Standpunkt der Revolutionären in diesem Zustand nicht auch nur ein Jota ändert, im Gegenteil! Der revolutionäre Defätismus beweist seine ganze Richtigkeit und findet eine vollständige Anwendung sowohl gegen die so genannten anti-imperialistischen „Befreier der Nation“ als gegen die Militärkraft der „imperialistischen Macht“, die versucht, die Ordnung wieder herzustellen.

Also in allen Zuständen konkretisiert sich der revolutionäre Kampf für die Umwandlung des imperialistischen Kriegs in eine sozialen Krieg gegen „seine eigene“ Bourgeoisie durch den revolutionären Defätismus, anders gesagt durch den Kampf gegen den Feind, der sich “ in unserem eigenen Land“ findet, gegen denjenigen, der in Namen des Weltkapitals „unsere“ direkte Ausbeutung, „unsere“ direkte Unterdrückung unternimmt. Die Kraft des Proletariats dem Kapital gegenüber hängt genau von seiner Fähigkeit ab, seinen Kampf gegen die verschiedenen bürgerlichen Fraktionen, gegen die verschiedenen kapitalistischen Herrschaftsformen anzupassen.

Jedem bürgerlichen Krieg gegenüber haben die Revolutionären den revolutionären Defätismus als Losung angegeben, sie geben dieselbe Losung noch heute an und werden diese immer weiter angeben.

Heute wie gestern:

Der Feind ist in „unserem eigenen Land“, das ist „unsere eigene“ Bourgeoisie!

Die Waffen nicht auf den Ausländer richten, sondern auf „unseren eigenen“ Staat!

Kein bürgerlicher Krieg, sondern ein revolutionärer Krieg!

Kein Krieg zwischen Staaten, sondern Zerstörung aller Staaten!

Fußnoten

1. Die Tatsache, dass 1914 die offizielle europäische Sozial-Demokratie an der Seite der nationalen Krieg steht, ist nicht mehr als die Bestätigung ihrer schon lange durch viele revolutionäre Militanten angeprangerten konterrevolutionären Natur. Übrigens hatte vor allem die deutsche Sozial-Demokratie schon die imperialistische Militäraktion “ ihrer eigenen“ Staat unterstützt. Aber die Tatsache, dass 1914 der imperialistische und bürgerliche Charakter der sozialistischen Parteien ganz und endgültig enthüllt wird, trug dazu bei, den durch zahlreiche Gruppen und Parteien der Mitte erhaltenen Mythos einer Sozial-Demokratie zu pflegen, die ihren Organisationscharakter des Proletariats soeben verloren hat.

2. Hier behaupten wir nur unsere Stellungnahmen ohne Argumentation oder Erklärung. Was betrifft unsere Erklärung über die Tatsache, dass jeder Nationalbefreiungskrieg ein imperialistischer Krieg ist, dass der Frieden zu dem Krieg gehört, dass wir jede Unterstützung eines demokratischen Lagers gegen ein diktatorisches oder faschistisches Lager verweigern, verweisen wir auf unsere Zeitschriften, die auf Französisch, Englisch oder Spanisch bestehen.

3. Einschließlich die Bombardierungen von ganzen Regionen, wo Deserteure sich zusammenschließen, oder die Zerstörung von Städten und Dörfern, die dem Krieg nicht beitreten.

4. Programmatisch ist es immer richtiger, über das (weltweitende) Proletariat in „diesem“ oder „diesem“ Land zu sprechen, aber, soweit es die herrschende Sprache erlaubt, wird die Formulierung manchmal zu schwer. Unabhängig von der Formulierung, die wir zu gebrauchen gezwungen sind, ist es klar, dass wir auf das weltweitende Proletariat „in“ dieser oder dieser Region oder „in“ diesem oder diesem land immer berufen.

5. Eigentlich handelt es sich um einen idealistischen Standpunkt, denselben, der behauptet, man müsse für sofortige Forderungen nicht kämpfen, denn das würde reformistisch sein, sondern für die Revolution. Als ob die Reformisten die sofortigen Interessen der Proletarier befriedigen könnten! Als ob der Kampf für die soziale Revolution auftauchen und sich stärken könnte, anders als durch die Ausweitung aller sofortigen Forderungen! Als ob die Revolution selbst etwas anderes sei, als ein Bedürfnis, eine immer sofortigere Notwendigkeit für das ganze Proletariat!

6. Die mit einem lautem Krach viel zitierte Kriegskreditewahl durch die Sozial-Demokraten ist nichts anderes als der symbolische Teil ihrer ganzen Praxis, die darauf hinzielt, das Proletariat auszuschalten und es in ein Blutbad zu schicken. Glauben, dass diese Wahl in der Kriegsauslösung entscheidend war, ist eine Täuschung, da es nur um das parlamentarische Formalisieren einer sehr vorigen Allgemeinaktion handelte, um die Proletarier zu bändigen, damit sie für die Interessen der Bourgeois ihre Zusage geben, zu töten und getötet zu werden. Also, da die Sozial-Demokraten selbst diese Wahl immer getäuscht haben, war es interessant, sie zu zitieren, wenn sie behaupten diese zu rechtfertigen.

[…]

8. Unsere Gruppe hat immer die sozial-demokratische Trennung zwischen wirtschaftlichem und politischem Kampf, zwischen unmittelbarem und historischem Kampf verurteilt, denn diese Trennung führt immer am Ende zu mittelbaren Programmen. Selbstverständlich ist dieses von allgemeiner Gültigkeit, aber genau im Kriegszustand, wegen der Bemühungen für die Generalmobilmachung, wird unsere Behauptung sozial klar und kann direkt übernommen werden. Tatsächlich greift dann jeder wirtschaftliche Kampf des Proletariats die nationale Bemühung für den Krieg, nimmt jeder unmittelbare Kampf gegen die Ausbeutung das Kennzeichen eines Kriegs gegen den Staat. Der Kampf des Proletariats ist dann sofort revolutionärer Kampf.

9. Selbstverständlich ist die Gesamtheit der Fraktionen des Kapitals der Feind des Proletariats. Aber das Problem in diesem Kontext ist, dass dieses Argument dazu dient, den einzigen möglichen Kampf zu lähmen: den konkreten Kampf gegen die Bourgeoisie und den Staat, der ausbeutet, beherrscht und zwingt das nationale Opfer für den Krieg auf. Das ist übrigens für das Proletariat die einzige Weise, um seine eigene Kraft zu entwickeln, und zugleich gegen die Bourgeoisie des feindlichen Lagers und gegen das Kapital im Allgemeinen zu kämpfen. Das konkretisiert sich, wie wir es weiter sehen werden, mit der revolutionären Niederlage „seiner Armee“ und der Verbreitung des Aufstands.

10. Angst machen mit dem Schreckgespenst des Faschismus ist eine Konstante der Konterrevolution, wofür die Menschheit mit Dutzenden von Millionen Toten seit den Zwanzigerjahren bezahlen müssen hat (es reicht über die 60 Millionen Toten des so genannten Zweiten Weltkriegs zu denken). Erinnern wir auch daran, dass es so dem (republikanischen) Staat in Spanien in 1936/37 gelang, das Proletariat als letztes revolutionäre Bollwerk gegen einen für das Weltkapital unentbehrlichen Krieg zu entwaffnen und zu erledigen, und diesen Krieg schließlich zu führen.

11. Und umgekehrt: wenn der revolutionäre Defätismus sich nirgends aufdrängt und das Proletariat sich der Nation, der Volksfront, dem Faschismus oder dem Antifaschismus unterwirft, wie es der Fall während des so genannten Zweiten Weltkriegs war, entwickelt sich der imperialistische Nationalismus an alle Fronten und in alle Lager, und die Ausweitung des Blutbads ist total. In diesen Umständen zerstört der Krieg alles, was das Kapital zu zerstören braucht, um einen neuen Expansionszyklus wieder beginnen können, der auf einem Haufen Leichen von mit der nationalen Fahne in ihrer Armen gestorbenen „Arbeiter“ beruht.

12. Der Yankee Staat ist nicht der erste in der Geschichte der bürgerlichen sozialen Entstehung, der behauptet, die allgemeinen Interessen des Weltkapitals zu verkörpern! Von Anbeginn des Kapitalismus haben verschiedene Mächte und bürgerliche Bündnisse (wie der Vatikan, das Indienkonter oder die Seemacht des Britischen Weltreiches z. B.) versucht, eine einzige und starke Ordnung zu errichten. Aber diese Einheit wird immer rissig und zerstört all die Theorien über das Weltmonopol und den Ultraimperialismus, die heute wie gestern im Lager der Bourgeoisie im Allgemeinen und im Lager der Sozialdemokratie im besonderen begeistert verteidigt wird.

13. Übrigens, wie man in anderen Texten schon gesehen hat, trifft die Nation mit der Staatsstrukturierung der Bourgeoisie keineswegs zusammen.

14. Man muss nicht vergessen, dass die lokalen Bourgeois auch imperialistisch sind.

15. Wir nehmen die Gelegenheit wahr, um zu betonen, dass, allen Mythen betreffend die „nationale Befreiung“ gegenüber, solche Kriege des Kapitals kein eigenes Kennzeichen der „kolonialen, armen, unterentwickelten Länder“ sind, wie die „bürgerliche Linke“ es sagt. Solche Kriege gehören zu der ganzen Welt, einschließlich des alten Europas, wo „nationale Kriege“ bestanden haben, noch bestehen und bestehen werden, solange das Kapital bestehen wird. Solche Kriege gehören der Vergangenheit des Kapitals oder einem seiner Phasen nicht, sondern sie resultieren aus der Entwicklung selbst des Kapitals und werden bestehen, solange dieses soziale System bestehen wird.

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